Wirkungsfonds-Preisverleihung – der Rückblick

Am 21.02. fand die Verleihung des Wirkungsfonds-Preises im Social Impact Lab Bonn statt. Sechs ausgewählte Teams (von ursprünglich knapp 50) durften vorab an einem Boostworkshop teilnehmen, bei dem ich zum Thema Finanzierung & Fundraising als Experte dabei war. Am Abend erhielten die drei Erstplatzierten 5.000, 10.000 und 20.000 Euro Preisgeld.

5 Erkenntnisse, die ich von diesem Tag mitnehme

1. Vorbereitung zahlt sich aus

Vier Teams hatten Bedarf zum Thema Finanzierung & Fundraising angemeldet: Quinoa BildungOne Week Experience, Mein Herz lacht und das Institut für inklusive Bildung. Mit keinem der Projekte hatte ich vorher irgendwelche Berührungspunkte. Aus Erfahrung weiß ich aber, dass das Thema Finanzierung mit vielen – von außen nicht sichtbaren – Faktoren zusammenhängt: Wie die Zahlen aussehen, welche Wachstumsstrategie verfolgt wird, wofür Geld benötigt wird, was ein Geldgeber für einen Gegenwert bekommen soll und Vieles mehr. Für jedes Team hatten wir mit je zwei Experten 45 Minuten Zeit – wenn man einem Startup ernsthaft helfen möchte, ist das nicht viel. Eine angemessene Diagnose muss schon sein, sonst gibt man Ratschläge, die an der Realität vollkommen vorbei gehen. Also habe ich jedes Team vorab angerufen und kennengelernt. Und das war auch goldrichtig. So konnte ich meine Gedanken bereits im Vorfeld sortieren, ein paar Ideen recherchieren und den Teams somit (hoffentlich) etwas effizienter helfen. Lerngewinn: eine angemessene Vorbereitung hilft allen Seiten.

2. Nimm die Sichtweise des anderen ein

Dieser Ratschlag gilt immer und überall. An dem Tag hatte ich mir besonders vorgenommen, die verschiedenen Perspektiven einzunehmen, vor allem in Bezug auf die Deutsche Bank als Partner des Global Goals Lab Programms.

Die Deutsche Bank hat (als gesamtes Unternehmen betrachtet) dieser Welt schon viel Unheil gebracht. Daher ist sie als Partner für dieses Programm für die meisten zumindest diskussionswürdig. Die Meinungen gehen in der Social Entrepreneurship Szene hier sehr weit auseinander (von „auf keinen Fall darf man mit denen zusammenarbeiten“ bis hin zu „Veränderung geht nur im Dialog und mit mehr Geld können wir mehr bewirken“). Hierzu werde ich demnächst noch in einem gesonderten Artikel meine Meinung kundtun. Aus Sicht der Social Impact gGmbH ist diese Partnerwahl jedenfalls verständlich.

Auch die bunten „Wir engagieren uns“ T-Shirts der Banker waren aus deren Sicht verständlich, den Tag haben sie sich schließlich auch einiges kosten lassen und ihre Wohltaten sollten dementsprechend nach außen gezeigt werden können. Ich habe dennoch dankend verzichtet…

3. Helden inspirieren

Dann folgte das Abendprogramm. Mein persönlicher Höhepunkt: der Auftritt von Eckhart von Hirschhausen. Je mehr ich ihn beobachte, desto mehr wird er für mich zum Helden. Da ich ihn bei der Eröffnung des Bonner Social Impact Labs letzten Sommer schon gesehen hatte und die meisten Gags bereits kannte, habe ich mich auf die Kernbotschaften konzentriert: 1. Humor hilft. Immer. 2. Lächle, wenn es regnet. Denn auch wenn du nicht lächelst, regnet es trotzdem. 3. Ja, es passieren viele Katastrophen. Aber du erreichst mehr, wenn du dich auf das konzentrierst, was du ändern kannst. Denn dann besteht Hoffnung.

Ich war nach seinem Vortrag jedenfalls noch motivierter, mich für Social Entrepreneurs einzusetzen und meine Projekte voranzutreiben. Und wenn es der/dem ein oder anderen ebenfalls so ging, haben sich seine Worte schon gelohnt!

4. Die Höhe eines Geldbetrags ist relativ

Der emotionalste Auftritt kam von Gail McCutcheon, Gründerin von „Mein Herz lacht“. Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie schwer es für Eltern von Kindern mit Beeinträchtigung ist. Sie selbst hat einen herzkranken Sohn und hat besonders in den ersten sechs Jahren darunter gelitten. Sie hat sich selbst wieder aus ihrem Tief hinausgekämpft – viele Eltern schaffen das nicht. Auch weil es keine Selbsthilfegruppen für Eltern kranker Kinder gibt. Das möchte sie mit ihrer Initiative ändern und hat bei ihrem Pitch das gesamte Publikum zu Tränen gerührt. Am Ende stand ein dritter Platz inklusive 5.000 Euro Preisgeld. Die Begründung der Jury: sie stehe noch sehr am Anfang und hier helfen bereits kleinere Beträge. Diese Aussage halte ich zwar für faktisch richtig, aber als Kriterium zur Platzvergabe dennoch fragwürdig. Denn ob mehr Geld bei anderen Vorhaben auch mehr bewirken, ist für die Jury auch nicht vorhersehbar. Was mich zu meiner letzten Erkenntnis führt.

5. Durchhaltevermögen und langer Atem sind essentiell

Sieger des Wirkungsfonds-Preises und damit Gewinner von 20.000 Euro ist das Duisburger Startup Ichó, das eine Therapiekugel entwickelt hat, die u.a.als Therapiegerät in der Pflege oder bei Demenzkranken eingesetzt werden kann. Wenn sie denn mal fertig ist. Denn Ichó ist nun schon lange unterwegs, mehrfach ausgezeichnet und von der Presse hochgelobt. Ich gönne es ihnen auch wirklich, dass sie ihr Produkt zur Serienreife und ihr Startup zur Unternehmens-Reife führen können. Aber bis dahin ist noch ein sehr weiter Weg und 20.000 Euro sind in diesem Fall auch nur ein kleiner Teil des eigentlich benötigten Kapitals. Deswegen betone ich immer wieder diese eine besonders wichtige Erkenntnis: Zu den wichtigsten Eigenschaften von Gründern gehören Ausdauer und Durchhaltevermögen. Und dies geht nur in einer stabilen finanziellen Situation, weil die Opfer (die bei jeder Gründung eh schon sehr riesig sind) sonst irgendwann einfach zu groß werden. Deshalb bewundere ich jede*n, die/der sich auf diesen langen und beschwerlichen Weg macht, um einen positiven gesellschaftlichen Impact für uns alle zu erzeugen.

Die Gewinnerteams des Wirkungsfonds-Preises 2019. Quelle: Social Impact gGmbH

Fazit

Ein langer und spannender Tag mit vielen tollen Projekten, die alle zu einer besseren Welt beitragen. Am Ende steht, dass sich das Ganze gelohnt hat. Nicht nur für die Gewinner der Preisgelder (das Institut für inklusive Bildung hat übrigens den zweiten Platz belegt). Alle konnten viel voneinander lernen und verschiedene Sichtweisen erfahren. Die Gründerteams haben spannende Einsichten und wertvolle Kontakte erhalten. Die Experten der Deutschen Bank haben Einblicke gewonnen, was engagierte Menschen wirklich antreibt und welche Opfer sie dafür auf sich nehmen. Und ich habe mal wieder die Bestätigung erlebt, dass ich in dem für mich richtigen Bereich tätig bin.

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