Rückblick SEND-Konferenz „Raus aus der Nische“

Am 16. und 17. Mai fand in Berlin die Mitgliederversammlung des Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND e.V.) und die Konferenz „Social Entrepreneurship – Raus aus der Nische“ mit insgesamt rund 200 Teilnehmer*innen statt. Mit etwas Verspätung möchte ich hier darüber berichten und meinen Eindruck wiedergeben.

Zwei Tage lang fand ein Austausch unter Gleichgesinnten statt. Ich hatte durchgängig das Gefühl, dass alle am gemeinsamen Ziel arbeiten. Daher war die Stimmung auch sehr konstruktiv. Gleichzeitig stellt dieser Aspekt aber auch das Negative der Konferenz dar – es waren noch zu wenige „Externe“ z.B. aus anderen Bereichen der Zivilgesellschaft oder der Wohlfahrt da, von deren kritischen Blick wir alle hätten profitieren können.

Parlamentarischer Abend mit gemischten Gefühlen

Am Ende des ersten Tages fand ein parlamentarischer Abend statt, den ich mit gemischten Gefühlen verfolgt habe. Ja, es waren sich alle anwesenden Politiker einig: soziales Unternehmertum hat eine steigende Relevanz in unserer Gesellschaft. Es soll gefördert werden. Und es ist wichtig, dass sich Verbände wie der SEND e.V. bilden, um mit Lobbyarbeit auf die Politik Einfluss zu nehmen. Aber ganz ehrlich: was sollen sie auf der Bühne auch anderes sagen?

Schließlich musste nach jedem Pitch dann doch die Frage gestellt werden, was die Aussagen der Abgeordneten denn nun konkret heißen und welche Taten folgen. Die Antworten darauf waren bei weitem nicht so konkret wie die Fragen. Dennoch empfand ich drei von vier Politikern als glaubwürdig, sich weiterhin für dieses Thema einzusetzen (Sabine Poschmann (SPD), Dieter Janecek (Grüne) und Thomas Sattelberger (FDP)). Lediglich CDU-Mann Andreas Lenz hat sich mit seinem allerersten Satz disqualifiziert, als er sagte, dass er „am Vorabend seinen Praktikanten auf das Thema angesetzt hat“. Nicht der schlaueste Satz, um einen Pitch vor einem engagierten Fachpublikum zu beginnen – und auch danach wurde es bei ihm nicht viel besser.

Definition von Social Entrepreneurship? Schwierig!

Ein bestimmendes Thema der zwei Konferenztage war die Definition von Social Entrepreneurship. Also DIE EINE Definition. Hier ist der Austausch mit der Community zwar richtig und wichtig – so wirklich vorangekommen sind wir bei dieser schwierigen Diskussion noch immer nicht. 

Ich bin mir der Komplexität dieses Punktes bewusst. Deshalb halte ich es bei meinen Vorträgen immer einfach und spreche von einem Rahmen, in dem wir uns bewegen – um dann immer mit Beispielen und Geschichten von Social Entrepreneurs zu arbeiten. So leicht hat es der SEND e.V. in Person von Katharina Osbelt leider nicht. Ich wünsche ihr aber viel Geschick, denn eine einheitliche Definition hätte große Vorteile für den Sektor.

Raus aus der Nische – aber wie?

Womit wir beim zweiten bestimmenden Thema der Konferenz sind. Wie schaffen wir es, das Thema Social Entrepreneurship breiter in Öffentlichkeit, Zivilgesellschaft, Wohlfahrt, Politik und Wirtschaft zu verankern?

Eine konkrete Definition wäre sicherlich ein Baustein. Es braucht aber mehr: es braucht Leuchttürme, die zeigen, was damit alles bewirkt werden kann. Dies kann in Form von Studien sein wie z.B. die in der Szene viel beachtete Studie von McKinsey und Ashoka über das Milliardenpotential von Sozialunternehmen. Oder auch in Form von leuchtenden Beispielen erfolgreicher Unternehmer*innen. Hier leistet Ashoka einen wertvollen Beitrag und erzählt die Geschichten dieser tollen Personen (zumindest sind alle, die ich bisher kennenlernen durfte großartige Menschen).

Ein weiterer Baustein ist die Emotionalität, die durch entsprechende Fernsehformate ein breiteres Publikum mitnehmen könnte. Hier werde ich aktiv mitarbeiten, vielleicht kann ich ja mit meiner Fernsehvergangenheit etwas bewirken.

Michael Wunsch und Sebastian Grothaus

 

Viel erreicht – viel zu tun

Sicherlich steht noch ein weiter Weg vor uns, bis sich soziales Unternehmertum zu Gunsten von Umwelt und Gesellschaft als Standard durchsetzt. Das Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland hat in den letzten zwei Jahren hier schon viel erreicht. Auf Bundesebene wurden Kooperationen wie z.B. mit den Wohlfahrtsverbänden beschlossen. Der Social Startup Monitor hat das Thema transparenter und übersichtlicher gemacht. Es wurden Positionspapiere erstellt. Der Bundestag ist mittlerweile auf den Sektor aufmerksam geworden. Die Vernetzung im Bereich der Finanzierung wurde stark verbessert. Und vieles mehr. 

Und auch auf regionaler Ebene hat der SEND es geschafft, die Arbeit der Beteiligten zu vereinfachen. Die Regionalgruppen (wie z.B. unsere in NRW) haben im Bundesverband einen Ansprechpartner, der die lokale Arbeit fördert, beim Aufbau von Infrastrukturen unterstützt und somit allen Changemakern in Deutschland eine Heimat gibt. Danke für die tolle Arbeit aller Beteiligten!

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